Umbau auf Scheibenbremse

Trommel oder Scheibe?

Trabi mit Scheibenbremse

Die Trommelbremsen am Trabi, besonders vorne, sind sehr unvollkommen. Man hat das berühmte Gefühl, auf einen Stein zu treten und nichts passiert. Und dann das ohrenbetäubende Quietschen! Was habe ich nicht alles dagegen ausprobiert. Nichts half!

Was lag also näher, als auf Scheibenbremse umzurüsten? Zumal der Trabant 1.1 ja auch schon mit den Scheibenbremsen vom VW Golf ausgerüstet war.

Wie sich herausstellte, gab es doch jede Menge Hindernisse, von denen ich hier berichten will.

Der Beitrag soll keine Umbauanleitung sein - davon gibt es genug im Netz. Wenn jemanden Details interessieren, Mail genügt.

Vorbereitung:

Ärger mit der Dekra

Der Umbau erfordert eine Einzelabnahme. Man muß wissen, daß Einzelabnahmen in den neuen Bundesländern nur von der Dekra vorgenommen werden dürfen. Um Ärger bei der Abnahme zu vermeiden, habe ich im Juli 2015 bei der Dekra-Schwerin ein Vorgespräch erbeten. Der Termin verlief äußerst frostig. Was das alles soll und wieso ich unbedingt an einem Trabant rumspielen muß. Ich blieb freundlich aber hartnäckig. Resultat: Ich sollte erstmal 'beweisen', daß das Volumen des Hauptbremszylinders für die Betätigung der Kolben der Scheibenbremse ausreichend wäre.


Da saß ich nun mit meinem Talent - aber egal! Ich besorgte technische Beschreibungen des Hauptbremszylinders und des Golf-Bremssattels.


Folgetermin bei den Dekra-Kollegen, Anfang November 2015. Jetzt wurde ratlos mit meinen Angaben hin und her gerechnet. Als es irgendwie nicht mehr weiterging schlug ich vor, mal mit den Kollegen von der Dekra in Zwickau zu sprechen. Das tat man auch. Resultat: resigniertes 'na, dann machen Sie mal'! Endlich!

Umsetzung:

der Umbausatz


Jetzt wirds ernst: bei Trabantwelt Umbausatz (490 Euro) gekauft und losgelegt. Am aufwendigsten war die Demontage. Beim Bausatz paßt alles bestens!

alte Optik erhalten?

Original-Räder mit Adapter

Das wollte ich unbedingt. Deshalb habe ich für 450 Euro einen Satz Felgen neu pulverbeschichten lassen und Adapter besorgt, um den Lochkreis anzupassen (100mm auf 160mm).

Die Adapterplatte ist nur 2cm dick. Dadurch ist es zwischen Bremssattel und Felge verdammt eng. Mindestabstand ist 2mm. Dann stellte ich fest, daß zwei der neuen Felgen innen Ausbuchtungen hatten und zwei nicht. Also: die Felgen ohne Ausbuchtungen vorne montiert. Eng, aber freilaufend. Mal sehen!

Erste Vorstellung bei der Dekra:

die umgebauten Teile

... von wegen, alles im grünen Bereich! Im März 2016 habe ich mich zum erstenmal zur Begutachtung bei der Dekra getraut. Immerhin kam ich bis zur Probefahrt. Aber das Urteil war vernichtend: Hinterachse blockiert beim bremsen eher als Vorderachse. Geht gar nicht. Also bin ich erstmal mit hängenden Ohren vom Hof geschlichen.

Was tun gegen das Überbremsen?

Druckbegrenter Hinterachse und Sturzkontrolle

Jetzt war guter Rat teuer! Wie sollte ich der extrem leichten Hinterachse das Blockieren 'abgewöhnen'? ABS einbauen???


Nach langen Recherchen haben sich zwei Gegenmaßnahmen herauskristallisiert:
1. Druckbegrenzer vom Trabant 1.1 einbauen,damit der Bremsdruck im Bremskreis der Hinterachse nicht so stark ansteigt, daß die Hinterräder zuerst blockieren.
2. Sturzkorrektur in die Hinterachse einbauen, damit die Räder gerade auf der Straße stehen und dadurch bessere Spurführung bieten.


Gesagt, getan! Der Unterschied war dramatisch! Ein zu frühes Blockieren der Hinterachse war nicht mehr feststellbar.

Dekra, die Zweite:

Dekra, Teil 2

Voller Hoffnung fuhr ich im April 2016 wieder zur Dekra-Schwerin. Aber jetzt kam auf einmal die Forderung, daß die Bremskreise nicht wie beim Trabant 601 in vorne/hinten unterteilt sein dürfen, sondern diagonal über beide Achsen verteilt sein müssen. Jetzt verstand auch ich, daß der Trabi-Umbau einfach nicht genehmigt werden SOLLTE!


Ich telefonierte mit der Dekra in Zwickau und erhielt die Zusage, die Abnahme dort machen lassen zu können.

Dann bekam ich einen Tip vom Trabi-Buggy-Club 93 e.V. in Anklam. Ich solle es mal mit einer bestimmten Werkstatt in Rostock versuchen...

Happy End in Rostock:

Ergebnis

Also, auf nach Rostock, zum Dierkower Damm.


Bei der Begutachtung durch die Dekra Rostock wurde der zu geringe Abstand zwischen Bremssattel und Felge bemängelt. Also neue Felgen (leider nicht original), mit Distanzplatte (20mm) angebaut.

Und dann gab's das ok von der Dekra! Ein herzliches Dankeschön an alle, die mir geholfen haben!

Meinungen? info-x1@jewos.de Jewos-Bilder